"Rauch kam zum Lehmbau nicht über die Architektur, sondern über seine Ausbildung und erste Arbeiten als Keramiker, Ofenbauer und Bildhauer. Die Tendenz zum handwerklich Angewandten, zur durchaus kunstfertigen Autonomie der Lebens- und Umweltgestaltung, war schon im familiären bäuerlichen Umfeld in Vorarlberg vorgezeichnet. Entscheidende Anstöße erhielt Rauch in der Fremde: Wie einige seiner älteren Geschwister arbeitete er viele Monate als Entwicklungshelfer in Afrika. Die Begegnung mit den „primitiven“, in einfachen Kreisläufen bei optimaler Ressourcennutzung wirksamen Bau- und Lebensweisen ging einher mit der Beobachtung ihrer brutalen Verdrängung durch extrem aufwendige, ökologisch viel schlechtere, schwer reparierbare, nicht rezyklierbare Technologien aus der Ersten Welt.
In Afrika gewann sein künstlerischer Impuls globale Perspektiven. Der subjektive Hang zur Arbeit mit dem poveren, bildnerischen Ur-Material fand den objektiven, konzeptionellen Rahmen. Das Bilden mit Ton wuchs zum Anspruch des baukünstlerischen Gestaltens mit Erde. Aus dem Modellieren von Kacheln und Öfen wurde ein Bilden und Konstruieren größeren Maßstabs: die Umformung des Grundes zur bewohnbaren (Raum)Figur. Als Diplomarbeit an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst lieferte Rauch anstelle des von Matteo Thun gewünschten Tee-Services eine breit angelegte Studie über neue Gestaltungsmöglichkeiten im Lehmbau.
Sein besonderes Interesse galt von Beginn an der Stampflehmtechnik, einem Verfahren, in dem das Material nicht nachträglich verkleidet oder geschönt wird. Beim unverputzten Pisé-Bau, wie Rauch ihn auch bei anonymen Nutzbauten in Frankreich fand, führt die Herstellung – wie bei ungebrannter oder niedrig gebrannter, unglasierter Keramik – unvermittelt zum Ausdruck ihrer selbst. Die schichtweise Aufrichtung der Wand webt auch das Ornament ihrer Erscheinung. Mit der Sensitivität des Keramikers für die Zusammensetzung, die chemisch-physikalischen Bedingungen und Wirkungen seines Materials, ging Rauch daran, die Sprache des Lehmbaustoffes wieder sichtbar zu machen, alle Facetten des Erdmaterials auszureizen, wobei technische Verbesserung und Anreicherung der formalen Komplexität Hand in Hand gingen. Schritt für Schritt erprobte und verbesserte er die natürlichen Materialmischungen, die Verdichtungstechniken, die Schalungsformen, entwickelte mit zusätzlichen Armierungsschichten die alten Techniken weiter, ohne deren strukturelles Gefüge zu verlassen. Werkzeuge, Gerüstformen, Arbeitsweisen wurden ebenso neu entwickelt, Testmauern aufgestellt, der Erfahrungszuwachs aus den eigenhändigen Baudurchführungen postwendend in die nächste Versuchsreihe eingespeist."
Otto Kapfinger, aus "HAUS RAUCH", 2011, S.60
1974 Fachschule für Keramik und Ofenbau, Stoob. 1978–83 Hochschule für angewandte Kunst, Wien. Meisterklasse für Keramik bei Prof. Matteo Thun, Prof. Maria Bilger-Perz u.a. 1983 Diplom „Lehm Ton Erde“, Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Seit 1990 Konzeption, Planung und Realisierung von Lehmbauprojekten im In- und Ausland. 1999 Firmengründung Lehm Ton Erde, Baukunst GmbH. 2007 Firmengründung ERDEN, Entwicklung und Realisierung von vorgefertigten Stampflehmprojekten. Einzel- und Gruppenausstellungen, 1988–2010 u.a. Feldkirch, Meran, Paris, Graz; Unzählige Preise und Auszeichnungen u.a. 2008 Internationaler Preis für nachhaltige Architektur Fassa Bortolo Italien, 2008 Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, 2011 Holcim Award - Schule für nachhaltige Entwicklung in Marokko und 2012 Reddot Design Award - KuQua Keramik-Fliesen im Zusammenarbeit mit KARAK. www.karak.at 2003 bis 2010 Lehrtätigkeit an der Kunstuniversität Linz. Internationale Workshops u.a. in Bangladesch, Südafrika und Österreich in Zusammenarbeit mit BASEhabitat. Seit 2010 Honorarprofessor des UNESCO-Lehrstuhls „Earthen Architecture“. Seit 2014 Gasdozent Departement Architektur der ETH Zürich (gemeinsam mit Anna Heringer).