Stampflehmwand
Innenbereich
Stampflehmwände im Innenbereich wirken sich in erster Linie positiv fürs Raumklima aus. Ihre enorme Masse schwächen die Temperaturextreme des Tages ab. In einem Holzhaus zum Beispiel, das aus seiner Konstruktion heraus ohne große Speichermasse auskommen muss, bietet sich das Einbringen von massiven Wänden aus Lehm an. Zudem kann man die Wände mit Heiz- bzw. Kühlleitungen versehen um sie thermisch auch aktiv wirksam zu machen. Die gestampften Lehmwände kappen nicht nur die Temperaturspitzen sondern ebenfalls die Spitzen des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft. Die Fähigkeit Feuchtigkeit aus der Luft schnell aufzunehmen und wieder abzugeben schafft ein angenehmes und gesundes Klima im Innenraum. Neben Gerüchen bindet Lehm auch Schadstoffe die über die Luft transportiert werden können. Nicht zu Letzt wird Stampflehm als gestalterisches Mittel eingesetzt. Seine horizontale Schichtung wirkt beruhigend und zeigt das Material in Rohform.
Außenbereich
Im Außenbereich überzeugt der Stampflehm durch seine Lichtechtheit. Nach der Austrocknungsphase behält er seine Farbigkeit bei, wenn andere Materialien ausbleichen, nachdunkeln, die Farbe wechseln oder gar vermoosen. Durch die Trockenheit und feuchtigkeitsaktive Wirkung des Lehms können sich Mikroorganismen wie Pilzbefall und dergleichen nicht bilden. Die Fassaden zeigen über Jahrzehnte hinweg keine Farbänderungen, die Leuchtkraft der Oberflächen wird im Gegenteil im Laufe der Zeit stärker. Der Stampflehm der Wände wird nicht mit zusätzlichem Bindemittel stabilisiert und muss gegen anhaltende Feuchtigkeit und Wetter geschützt werden. Mauerkrone und Sockel müssen so ausgebildet sein, dass eine Durchfeuchtung von oben bzw. unten ausgeschlossen werden kann. Als Schutz vor Erosion werden nach jeder dritten Lage Mörtelleisten an der Schalungsaußenkante eingebracht und mit eingestampft. Als bewährte Alternative können dazu auch Stein- oder Ziegelplatten zur Anwendung kommen. Diese verhindern eine übermäßige Auswaschung der Wände durch zu schnelles Abrinnen des Wassers entlang der Fassade. Die minimal vor allem auf der Wetterseite eintretenden Erosionen werden konstruktiv und gestalterisch einkalkuliert, man spricht von einer kalkulierten Erosion. Diese hebt die Natürlichkeit des Materials noch hervor. Nach den ersten Jahren, in denen auf der Wetterseite feine Teile der Oberfläche ausgewaschen sind, verändert sich die Haptik nicht mehr merklich. Der Ökologische Aspekt und die konzeptionelle Idee des unmittelbar aus der Erde entstandenen Gebäudes spielen bei Entscheidungen für das Material immer mehr eine Rolle.
Vor Ort - Produktion
Bei der Produktion vor Ort kann idealer Weise auf lokales Material in manchen Fällen auch auf den Aushub zurückgegriffen werden. Wände werden monolithisch ohne Dilatationsfugen ausgebildet.
Die ausgeschalte Stampflehmoberfläche lässt sich während der ersten Trocknungszeit gut nachbearbeiten, retuschieren und künstlerisch bearbeiten. Eingedrückte reliefartige Strukturen visualisieren nach dem Austrocknen die Sensibilität und Weichheit der einst feuchten Lehmmasse.
Fertigteil - Produktion
Die Vorfertigung im Lehmbau ist eine Reaktion auf die heutigen üblichen Bauprozesse. Kürzere Bauzeiten lassen oft eine vor Ort Produktion nicht zu. Durch die Weiterentwicklung der Vorfertigung im Stampflehmbau können Projekte realisiert werden, die durch eine Vor Ort Produktion nicht ausführbar wären.
Die Fertigteilbauweise ermöglicht eine wetterunabhängige Produktion, ist terminlich genau kalkulierbar und verkürzt die Arbeitszeit auf der Baustelle. Die Trocknungsphase findet komplett im Werk statt. Die Baukoordination auf der Baustelle ist einfacher und genauer planbar. Eine optimale Einfügung in industrialisierte Bauprozesse wird damit ermöglicht. Arbeitsgänge können durch Modulsysteme optimiert und rationalisiert werden.
Bei gut zugänglichen Baustellen können Elemente bis 7000kg und großer Wandstärke mit dem Kran versetzt werden. Trotz der industrialisierten Vorfertigung kann ein hohes Maß an Individualität erreicht werden. Die Vorfertigung erlaubt eine optimierte Detailarbeit in der Werkhalle. Dies ermöglicht eine flexible und variierbare Ausführung. Eine Kombination mit einer Holz- oder Betonskelettbauweise hat sich als sehr effizient herausgestellt.
Durch die plastischen Materialeigenschaften von Lehm können die Fugen zwischen den Lehmfertigteilen problemlos retuschiert werden, sodass sie nicht mehr sichtbar sind. Dadurch können auch in der Fertigteilbauweise große zusammenhängende monolithisch wirkende Wände erzeugt werden.